Schwarzstorchschutz Deutschland
Beringungsprojekt - Carsten Rohde
Beringungsmethode
Ring-Codierungen Europa
Das Projekt
Die Ausgangssituation
 
Seit Beginn des internationalen Farbring-Markierungsprogramms 1994 beteiligten sich beim Schwarzstorch bis 2004 inzwischen über 17 europäische Nationen erfolgreich an diesem Projekt.
Im Vordergrund stehen u.a. Aussagen zum Zugverhalten (Routenwahl, Zwischenrastplätze), zur Wahl von Überwinterungsplätzen und zur Dismigration der eurasischen Schwarzstorchpopulation. Vornehmlich dem Ansiedlungsverhalten ist, gerade im Zusammenhang mit dem aktuellen Anstieg der Population im westlichen Mitteleuropa, zukünftig verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Weiterhin sind explizitere Aussagen zu den möglichen Todesursachen auf den Zugwegen und in den Überwinterungsgebieten zu erwarten.
Erste wertvolle Auswertungen sind entsprechenden Veröffentlichungen, u.a. in Third International Black Stork Conference (2003): Aves, Volume 40/1-4 und in JANSSEN, HORMANN & ROHDE (2004): Der Schwarzstorch, Neue Brehm-Bücherei Bd. 468 zu entnehmen.
Deutschland hat es in den ersten Jahren  versäumt, sich diesem Markierungsprogramm anzuschließen. In erster Linie scheiterte es an der unterschiedlichen Herangehensweise der einzelnen Bundesländer zum Natur- und Artenschutzrecht. Nicht selten argumentierten die zuständigen Naturschutzbehörden bei ersten Anfragen bisher mit einem grundsätzlichen Beringungsverbot von streng geschützten Großvogelarten. Wiederum zeigte ein anderer Teil der Bundesländer durchaus Interesse für eine Beringung/ Farbberingung beim Schwarzstorch.

In Deutschland wurden insbesondere seit 1972 nur noch in den vier ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wenige Schwarzstörche beringt. Von 352 zwischen 1972 bis 2000 in Deutschland herkömmlich beringten Schwarzstörchen liegen bisher lediglich 21 (6 %) Rückmeldungen vor.

Vor Beginn der Farbringmarkierung lagen ähnlich schlechte Rückmeldequoten in den benachbarten Ländern (u.a. Tschechische Republik, Ungarn) vor. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Der Erfolg der Farbringmarkierung ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Ablesequote farbberingter Schwarzstörche nimmt stetig zu. Zumal viele Ornithologen zunehmend hochwertige optische Ausrüstungen nutzen, um u.a. auch farbringmarkierte Vögel (z.B. Weißstörche, Kraniche, Gänse, Möwen etc.) gezielt abzulesen. Das Interesse für Farbringablesungen ist somit spürbar gestiegen und bietet optimale Voraussetzungen für einen positiven Trend der Ablesequote auch beim Schwarzstorch. Systematische Ablesungen vor allem in Israel und Spanien beweisen diesen Anstieg von Farbringablesungen aufgrund jährlich steigender Farbringmarkierungen nestjunger Schwarzstörche insbesondere in Mittel- und Osteuropa.
 
Grund genug mit der Farbringmarkierung endlich in Deutschland zu beginnen und sich am oben genannten internationalen Beringungsprogramm zu beteiligen. Abgesehen von noch ausstehenden Aussagen zum Zugverhalten (Routenwahl innerhalb der Zugscheide in Nordostdeutschland), ist vor allem ein Wissenszuwachs bei der konkreten Nennung von Überwinterungsgebieten und ebenso beim Ansiedlungsverhalten deutscher Schwarzstörche zu erwarten (s.o.). Auf diese Defizite wurde wiederholt hingewiesen. So liegen zum Ansiedlungsverhalten ostdeutscher Schwarzstörche aus den vergangenen Jahren keine neuen gesicherten Erkenntnisse vor. Die zwei neuen Wiederfunde vom Juni 1990 (3. Kalenderjahr) und Juli 1992 (5. Kalenderjahr) in Bayern erlauben zwar den Verdacht einer Ansiedlung, doch lässt der nach wie vor geringe Datenumfang diesbezüglich keine Grundmuster erkennen. Der in Schüz (1940) aufgeführte Fund eines 1930 in Polen beringten Schwarzstorchs, welcher von 1933–1935 als Brutvogel in Ehrenhof bei Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) 235 km westlich vom Erbrütungsort abgelesen wurde, war bislang der einzige sichere Nachweis zur Herkunft ostdeutscher Brutstörche.

Meine Idee - Schwarzstörche auch in Deutschland mit Farbringen zu versehen und sich somit endlich an dem europäischen Projekt zu beteiligen - entstand 2004 während einer meiner Schwarzstorchstudienaufenthalte in Israel. Hier traf ich den Koordinator des Europäischen Schwarzstorchberingungsprojektes, Herrn Wim Van den Bossche, aus Belgien. In enger Abstimmung mit Wim startete ich schließlich 2005 das Projekt in Deutschland.

Bei meiner ersten Beteiligungsumfrage im Dezember 2004 - hier vor allem an die Staatlichen Vogelschutzwarten gerichtet - wurde meine Projektidee und Umsetzung zunächst mit Zurückhaltung aufgenommen.  Mit dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in Mecklenburg-Vorpommern sowie der dort integrierten Beringungszentrale Hiddensee fand ich zum Glück sofort interessierte Partner.

Zum Projektstart 2005 beteiligte sich neben Mecklenb.-Vorpommern zunächst nur Brandenburg bei der Beringung von Jungstörchen.

Die Initialzündung für die Beteiligung weiterer Bundesländer an dem Projekt ließ nicht lange auf sich warten. Die von mir prophezeite positive Wiederfundrate trat sehr schnell ein. So wurde zum Beispiel gleich im ersten Jahr ein  in Mecklenburg-Vorpommern beringter Jungstorch während des Wegzugs plötzlich auf einem besetzten Nest in Sachsen beobachtet. Der Jungstorch machte hier ein Zwischenstopp und schloss sich den dortigen Jungstörchen an, um schließlich gemeinsam auf dem Nest zu übernachten. Nur mittels gut ablesbarer Farbringe sind solche erstaunlichen Nachweise möglich. Zufällig war der dortige Brutplatzbetreuer, Herr Dieter Hergott, auch gleichzeitig Schwarzstorchberinger in Sachsen. Seit 2006 beteiligt er sich gemeinsam mit seinem Sohn - Thomas Hergott - als zuverlässiger Partner innerhalb der Region Sachsen an dem Projekt.

Weitere sehr interessante Rückmeldungen (siehe Auswahl von bemerkenswerten Wiederfunden) erfolgten besonders auf dem Wegzug.

Seit 2008 beringe ich junge Schwarzstörche zusätzlich in Brandenburg, Hessen und Thüringen sowie seit 2009 auch in Bayern.

Seit 2010 inzwischen ebenso in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Zu erwähnen ist ferner, dass ich dieses Beringungsprojekt für Deutschland  sowie das Israelprojekt ausschließlich mit privaten Mitteln finanziere.

Dank:

Dieses Beringungsprojekt hätte in so einer Form für Deutschland ohne den "Mauerfall" natürlich nie entstehen können. Wer hätte schon gedacht, dass ich irgendwann mal im Frankenwald oder in der hessischen Rhön von einem Schwarzstorchnest aus den Blick in reizvolle Bachtäler genießen kann. Im Laufe der Jahre haben sich so viele Freundschaften mit Schwarzstorchschützern aus verschiedenen Bundesländern aufgebaut. Es ist immer wieder eine Freude und ein Erlebnis, wenn ich mich mit den Nestbetreuern im Juni treffe, um dann die frechen Kobolde zu beringen. Stets erfolgt ein Erfahrungsaustausch und immer wieder erhalte ich neue Anregungen. Dafür und für die zunehmende Unterstützung möchte ich mich noch einmal herzlich bei allen Schwarzstorchfreunden bedanken.

Ganz besonders danke ich für die freundschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit -

  • in Mecklenburg-Vorpommern: D. Bade, V. Bösel, H. Eggers, E. Franke, T. Franke, M. Haack, P. Hauff, C. Hauschild, K. Ihrke, I. Krietsch, U. Knoche, J. Köhler, U. Köppen, L. Krüger, W. Lehmann, K. Lippert, A. Matthes, H. Matthes, H. Meyer, L. Meyer, M. Neubauer, B. Niebelschütz, J. Reich, A. Ritter, R. Rusnak, C. Scharnweber, R. Schaugstadt, S. Scheil, J. Schilling, F. Schieweck, E. Schreiber, W. Starke, N. Stier, F. Tetzlaff, F. Vökler, P. Wernicke, D. Winkelmann, L. Wölfel, R. Ziebarth und B. Ziese; 
  • in Brandenburg: U. Albrecht, O. Büxler, T. Dürr, J. Kaatz, T. Langgemach, B. Litzkow, T. Ryslavy, H. Schröder, F. Schulz, A. Stein und M. Thoms;
  • in Niedersachsen: V. Blüml, N. Fiebach, O. Geiter, H.-J. Kelm, T. Krauß, A. Nottorf, C. Rothfuchs und D. Stiefel;
  • in Schleswig-Holstein: G. Janssen und J. Kock;
  • in Sachsen-Anhalt: G. Dornbusch und M. Dornbusch;
  • in Sachsen: D. Hergott, T. Hergott und W. Nachtigall;
  • in Thüringen: S. Jähne, J. Holzhausen;
  • in Bayern: C. Kelle-Dingel, G. Lein, D. Scheffler;
  • in Hessen: G. Bauschmann, J. Burkard, B.-T. Gröbel, M. Hormann, T. Isselbächer, W. Lübcke, A. Rockel und E. Sauer;
  • in Rheinland-Pfalz: A. Kunz und H.-J. Zimmermann;
  • in Nordrhein-Westfalen: M. Jöbges;
  • in Baden-Württemberg: W. Bentele, W. Fiedler, G. Heine und G. Maluck;

des Weiteren:

  • in Israel: D. Alon, B. Granit,  A. Kacal, J. Meyrav, K. Meyrom, G. u. Y. Perlman und Nir Sapir;
  • in der Tschechischen Republik: F. Pojer;
  • in der Slowakei: D. Karaska
  • in Polen: P.T. Dolata und P. Zielinski;
  • in Ungarn: B. Kalocsa und E. Tamas;
  • in Serbien: A. Zuljevic
  • in Kroatien: J. Kralj, M. Vogrin
  • in Litauen: D. Stoncius
  • in Estland: U. Sellis;
  • in Lettland: J. Kuze und M. Strazds;
  • in Frankreich: P. Brossault, F. Chapalain und S. Gaillard;
  • in Belgien: G. Jadoul und W. Van den Bossche;
  • in Luxemburg: P. Lorgé;
  • in Spanien: L.S. Cano Alonso und A. Torres S.;
  • in Portugal: C. Pacheco
  • in Österreich: H. Haar

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich doch einzelne Personen nicht aufgeführt und vergessen habe.

 

 

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