Schwarzstorchschutz Deutschland
Beringungsprojekt - Carsten Rohde
Reproduktion Meckl.-Vorpommern
Altersbestimmung
Schwarzstorch (Steckbrief)

Flugbild Altstorch

Schwarzstorch (3. Kalenderjahr) im Abendlicht über dem Beit Shean Valley (Israel) - Aufnahme vom 04. Oktober 2009 - © C. Rohde -

  • Größe: 95-100 cm, Spannweite: 165-190 cm (max. 201 cm), Gewicht: 2400-3000 g
  • typischer Thermiksegler (Nahrungsflüge bis 20 km vom Nest, regelmäßig 6-12 km!)
  • Zugvogel (aber bereits zunehmende Überwinterungen in Europa: u.a.: Spanien und Bulgarien – aber vor allem in Israel), annähernd 85 % der eurasischen Population überwintert in Afrika nördlich des Äquators
  • Ankunft: Schwarzstörche besetzen in der Regel von (Mitte) Ende März bis Anfang (Mitte) April ihre Brutplätze (in einigen Regionen können aber bereits in der ersten Märzwoche die ersten Störche eintreffen und wiederum bei Spätankünften und Neuansiedlungen erst Anfang Mai!)
  • Brutbeginn: in der Regel (Anfang) Mitte April, aber auch schon ab Ende März möglich, typisch für Neuansiedlungen sind auch Spätbruten (bis Mitte Mai!)
  • Brutdauer Vollgelege: 34-38 Tage (Vollgelege: 3-5 [6] Eier)
  • Nestlingszeit: 62 (oft bei 1-2 Jungen) -70 (bei 4-5 Jungen) Tage
  • Abzug: Mitte/ Ende August bis Anfang September (teilweise aber auch schon Ende Juli/ Anfang August bei zeitigen Bruten oder Brutaufgabe)

 

Schwarzstorch am Nest

Schwarzstorch (hier Männchen im 3. Kalenderjahr) an einem typischen Brutplatz auf einer Stiel-Eiche (Quercus robur) in Mecklenburg-Vorpommern - Aufnahme vom 19.08.2009 - © C. Rohde -

Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) verfügt von den 19 weltweit bekannten Storchenarten über das größte Verbreitungsareal. Er gehört zu den typischen Störchen (Ciconiini), von denen 7 Arten vorkommen.

Bemerkenswert im Verbreitungsbild ist seine gewaltige West-Ost Ausdehnung. Diese reicht ausgehend im Westen fast von der portugiesischen Atlantikküste bis weit in das östliche Sibirien beinahe an den Pazifik heran. Dementsprechend besiedelt er die gemäßigt-boreale und mediterrane Klimaregion Eurasiens. 

Generell gilt - der Schwarzstorch besitzt ein großes Verbreitungsgebiet, welches aber zu einem Großteil nur sehr dünn besiedelt ist. Gerade über die Verbreitung in Russland und China ist immer noch sehr wenig bekannt.

Eine Besonderheit stellt die isolierte Population (ca. 800-1000 BP) in Südafrika dar. Sie steht bisher nicht nachweisbar im Kontakt mit der ebenso in Afrika überwinternden eurasischen Population - da die eurasischen Schwarzstörche im Winterhalbjahr in der Regel nur sehr selten den Äquator überschreiten. Allerdings besteht auch hier noch größerer Untersuchungsbedarf (u.a. südafrik. Populationsgröße, evtl. doch kleiner Überlappungsbereich mit euras. Population?).

Verbreitung des Schwarzstorches

Verbreitungsgebiet vom Schwarzstorch (Ciconia nigra) - ockerfarben = Brutgebiet, grün = Brut- und Überwinterungsgebiet (inkl. der Population in Südafrika), blau = Überwinterungsgebiet (allerdings nicht mehr ganz aktuell, es gibt z.B. auch in Saudi-Arabien Überwinterungsbereiche, des Weiteren bilden Winternachweise an der afrikanischen Nordküste eher die Ausnahme).

 

  • Weltbestand: ca. 12.000-16.000 BP (noch viele Unklarheiten über die Population in Asien), davon:
  • Europa: 6.000-8.000 BP, hier Schwerpunkte u.a.: Lettland: 900-1300, Weißrussland: 950-1300, Polen: 950-1100,
  • Deutschland [2008]: 500-560 BP (Schwerpunkte: Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen 200-260 BP) (Quellen u.a.:  JANSSEN et.al 2004, Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Auflage 2007, G. DORNBUSCH & M. HORMANN mündl. Mitteilungen 2008, sowie eigene Recherchen 2008 und 2009)

Verbreitung innerhalb von Deutschland

Aktuelle Bestandszahlen des Schwarzstorchs in Deutschland. Besonders in sehr waldreichen Regionen im Süden (BY) sowie Südwesten (HE, NW und RP) existieren sicher noch diverse Erfassungslücken.

 

Schwarzstörche   brüten in naturnahen Laub- und Mischwald-Altholzbeständen (> 100 Jahre) mit geeigneten Altbäumen zur Nistplatzanlage = Indikatorart für ökologisch wertvolle Wälder, sie brüten aber auch in reinen Fichtenbeständen im Süden (u.a. Frankenwald) und sind ebenso Felsenbrüter (u.a. Sächsische Schweiz)
  • Schwarzstörche reagieren am Brutplatz sehr empfindlich auf Störungen und Veränderungen
  • Schwarzstörche benötigen naturnahe Bach- und Flussläufe (Kleinfische!), hydrologisch intakte Waldmoore und weitere Feuchtgebiete (Amphibien) zur Aufzucht der Jungvögel (primär für eine Ansiedlung!)

Gesetzlicher Horstschutz:

In einigen Bundesländern existieren gesetzliche Horstschutzregelungen für den Schwarzstorch.

Z.B. wird in Mecklenburg-Vorpommern der § 23 Abs. 4 des Naturschutzausführungsgesetzes (NatSchAG M-V) vom 23.02.2010  mittels 100 m und 300 m-Horstschutzzone angewendet (ehemals § 36 Landesnaturschutzgesetz M-V).

Näheres unter (hier noch § 36, inhaltlich aber wie § 23 NatSchAG M-V): HSZ

Der Schwarzstorch genießt ferner internationalen Schutz, so gehört er beispielsweise innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu den besonders gefährdeten  Großvogelarten gemäß Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/147/EG). Hier werden entsprechende Flächengrößen für den notwendigen Lebensraum insbesondere am Brutplatz gefordert (Ausweisung von Vogelschutzgebieten mit Strukturvielfalt etc.). Aber auch als wandernde und wild lebende Tierart müssen für den Schwarzstorch weitere internationale Schutzbestimmungen, wie das Abkommen zur Erhaltung der wandernden Wasservogelarten im afrikanisch-eurasischen Raum (AEWA), langfristig eine zielgerichtete Umsetzung finden. Hier gilt es unverändert größere Defizite abzustellen (siehe negative Beispiele aus Israel).

 

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